Historische Patente, Marken und Designs

„Fliegen auf Höhe Null“

Die Geschichte des Transrapids beginnt vor 80 Jahren mit dem Patent DE 643316A, das Hermann Kemper am 11. August 1934 beim Reichspatentamt anmeldete, und zwar für eine „Schwebebahn mit räderlosen Fahrzeugen, die an eisernen Fahrschienen mittels magnetischer Felder schwebend entlang geführt wird“. Die Idee Kempers, einen zu Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 500 km/h fähigen Zug ohne Räder zu entwickeln, entsprach dem Traum vieler Ingenieure der damaligen Zeit.

Bereits seit 1922, als Student der Elektrotechnik an der damaligen Technischen Hochschule in Hannover, erforschte Kemper das Phänomen des elektromagnetischen Schwebens. Nach der Rückkehr in seinen Geburtsort Nortrup bei Osnabrück übernahm der Diplomingenieur die noch heute dort ansässige elterliche Fleischfabrik, was ihn jedoch nicht davon abhielt, seine Forschungen weiter zu betreiben. Die Unterdeckenförderung im Kemperschen Betrieb ist übrigens ein Nebenprodukt der zum Patent angemeldeten Schwebebahn-Technologie.

1933 entwickelte der Elektroingenieur eine Schaltung für ein Schwebesystem nach dem Prinzip elektromagnetischer Anziehung, das er sich mit Patent DE 640858A sichern ließ. Seine Regelbarkeit ist Voraussetzung für das verlässliche Funktionieren des Schwebesystems. Im darauffolgenden Jahr folgte dann die Patentanmeldung für die Schwebebahn. Diese Grundlagentechnologie führte letztendlich zur Entwicklung des Transrapids.

Kemper selbst lieferte noch ein funktionstüchtiges Modell, die geplante Versuchsbahn konnte dann aber wegen des Zweiten Weltkrieges nicht mehr realisiert werden. Nach dem Krieg führte der Ingenieur seine Studien fort und suchte Kontakt zu den beiden Münchner Unternehmen Krauss Maffei und Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB). Dank Fortschritten bei der Steuer- und Regeltechnik konnten dann 1970 und 1971 die ersten Prototypen („Transrapid 01“ und „Prinzipfahrzeug“) in Betrieb genommen werden. Ein Industrie-Konsortium aus Siemens, Henschel, AEG, Krauss-Maffei betrieb schließlich die Weiterentwicklung.

Hermann Kemper konnte nicht mehr von seiner Erfindungsleistung profitieren. Anlässlich seines 80. Geburtstages erhielt er den Großen Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. 1977 starb der Erfinder im Alter von 85 Jahren.