Historische Patente, Marken und Designs

Leuchtendes Kultobjekt der Großstadt

Die Neonreklame – einst Sinnbild für Fortschritt und Urbanität. 1909 entwickelte der Franzose Georges Claude die leuchtenden Schriftzüge. Inspiriert von der Geissler-Röhre gelang es dem Wissenschaftler, eine mit dem Edelgas Neon gefüllte Glasröhre durch hohe elektrische Spannung zum Leuchten zu bringen. Unter der Nummer 5589 wurde seine Erfindung „Perfectionnements dans l’éclairage par tubes luminescents“ 1910 in Frankreich patentiert, am 19. Januar 1915 erhielt er dann das US-Patent mit Nummer 1,125,476. Die Neontechnik war eigentlich ein Nebenprodukt von Claudes Verfahren, Luft in ihre Bestandteile aufzutrennen.

Neonröhren sind Kaltkathodenröhren, zwischen deren Elektroden durch Anlegen einer hohen Spannung eine Glimmentladung zündet, die dann gemäß dem Emissionsspektrum des Neons ein rötliches Licht erzeugt. Für andere Farbtöne müssen andere Edelgase verwendet werden. So verdankt Claude die Entwicklung der Neonröhre auch den beiden britischen Chemikern William Ramsay und Morris William Travers, die Ende des 19. Jahrhunderts die Edelgase Argon, Helium, Krypton und Neon sowie Xenon entdeckten.

Dem 1870 geborenen Georges Claude gelang es, ohne vorherigen Besuch einer Schule an der Pariser Hochschule für Physik und Chemie zu studieren. Seine Erfindungen verschafften ihm sogar Zutritt zur Akademie der Wissenschaften. Doch menschlich gesehen war der Erfinder kein leuchtendes Vorbild. Claude war überzeugter Antidemokrat, zunächst Anhänger der Monarchie, dann Verehrer Hitlers, Mussolinis und Francos und unbelehrbarer Antisemit. 1945 wurde er wegen Hochverrats zu lebenslanger Haft verurteilt, nach vier Jahren jedoch wegen geistiger Verwirrung wieder freigelassen. Der Orden der Ehrenlegion wurde Claude aberkannt, die Akademie der Wissenschaften schloss ihn aus ihren Reihen aus.

Echte Neonröhren werden für farbige Reklameschriftzüge verwendet, normalerweise aber nicht für die Beleuchtung von Räumen. Die erste Werbung mit der neuen Neonschrift erstrahlte 1912 auf dem Boulevard Montmartre über einem Friseurgeschäft. Der weltweite Siegeszug der Leuchtreklame begann. Allein in Manhattan und Brooklyn wurden im Jahr 1934 20.000 Neonröhren installiert. Auch in der modernen Kunst findet die Neonröhre ab den 60er Jahren Verwendung, darunter bei Künstler wie Bruce Nauman und Dan Flavin.