Vor 50 Jahren, am 16. März 1971 erhielt der Brite Edward Craven-Walker Patent Nummer 3,570,156 für seine „Astro Lamp“, eine Leuchte, die mit der freigesetzten thermischen Energie einer Glühbirne zwei ineinander nicht lösliche Flüssigkeiten verschiedener Farbe in Bewegung versetzt. Zum Zeitpunkt der Patenterteilung war die Lampe längst Kult, hatte schon bei der legendären BBC-SciFi-Serie „Dr. Who“ ihren Auftritt gehabt und stand in vielen Bars und Wohnungen – das perfekte Designobjekt der Psychedelic Sixties.
Doch die Anfänge der Lavalampe reichen in die 1950er Jahre zurück, genauer: in den Queen’s Head Pub in New Forest, England. Dort versuchte sich Donald Dunnet an einer innovativen Eieruhr: auf dem Herd ein Cocktailshaker mit zwei sich bewegenden Flüssigkeiten darin. Der als Exzentriker bekannte Edward Craven-Walker sah wohl diese Versuchsanordnung und entwickelte sie weiter. Heraus kam die noch heute bekannte Leuchte.
Das physikalische Prinzip: unterschiedliche räumliche Wärmeausdehnung
Unter einem flaschenartigen Gefäß – anfangs wohl tatsächlich Orangensaftflaschen – ist eine Glühlampe angebracht. Im Gefäß befinden sich die beiden nicht ineinander löslichen Stoffe, die beide bei Betriebstemperatur flüssig werden und eine ähnliche Dichte haben, aber verschiedene Wärmeausdehnungskoeffizienten. Hier wird meist eine Kombination aus (hydrophobem) Wachs oder Öl mit (hydrophilem) Isopropanol oder Ethylenglycol, gegebenenfalls zur Erhöhung der Dichte mit Wasser und Salzen gemischt. Die Glühlampe erwärmt am Boden das Wachs. Die Erwärmung verringert dessen Dichte stärker als die der anderen Flüssigkeit. Das bewirkt einen statischen Auftrieb – in Form von großen Blasen. Das Wachs steigt auf, erkaltet und sinkt wieder nach unten – und das Ganze beginnt von Neuem.
„It’s like the cycle of life“, umschrieb Craven-Walker seine Erfindung der Associated Press vor seinem Tod im Jahr 2000. “It grows, breaks up, falls down, and then starts all over again.“
Je nach Modell brauchen Lavalampen 30 Minuten bis drei Stunden zum Aufheizen. Um Schäden zu vermeiden, sollten sie nicht länger als acht Stunden ohne Unterbrechung betrieben werden.
Der Klassiker: die Astro Lamp
Die erste von Craven-Walker vertriebene Lavalampe, die Astro Lamp, kam 1963 auf den Markt. Zusammen mit seiner Frau Christine reiste der Erfinder durch Großbritannien und verkaufte seine Lampen zunächst von der Ladefläche seines Smokey genannten Post-Kleinbusses. Schon im folgenden Jahr fand sich die Astro Lamp im Sortiment von Selfridges und Habitat, und ihr Nachfolger Astro Mini oder Astro Baby erschien.
Zum Vertrieb der Astro Lamp gründete Edward Craven-Walker die Firma Crestworth Limited. Die Absatzzahlen stiegen rasant, Patentrechte für die USA wurden verkauft. Doch in die 1980er Jahre schien die Lavalampe nicht zu passen, die Nachfrage ging stark zurück. Erst in den 1990er Jahren entdeckte sie die Flohmarkt-Verkäuferin Cresside Granger für ihren Vintage-Stand wieder und belebte so das Geschäft. Sie und ihr Geschäftspartner David Mulley wurden Teihaber von Craven-Walker und Crestworth Trading Limited in Mathmos umbenannt, nach dem Namen des vielfarbigen Ozean.des Bösen aus dem 1960er Filmklassiker „Barbarella“. Mathmos fertigt bis heute in Großbritannien seine Lavalampen.
Das Comeback: die Lavalampe als Zufallsgenerator
Mittlerweile hat die Lavalampe den Sprung ins Digitalzeitalter geschafft, und zwar nicht primär als Dekoelement, sondern als Datenschützerin. Ob sechs oder 100 Lavalampen – mit Hilfe der Leuchten können Zufallszahlen erzeugt werden, für mehr Datensicherheit. Zahlen zur Vermeidung der Nachvollziehbarkeit werden normalerweise außerhalb des geschlossenen Systems eines Computers generiert, in diesem Fall mit Hilfe der Lavalampen. Denn der Zufall ist nicht originärer Bestandteil eines Computers. Die Lampen werden mit den sich darin permanent verändernden Formen gefilmt und diese Aufnahmen dann in Zahlen übersetzt, die bei der Erzeugung des Schlüssels zur Verschlüsselung verwendet werden.
Die Idee wurde bereits 1996 von der Firma Silicon Graphics Inc. zum Patent angemeldet, das zwei Jahre später als U.S. Patent 5,732,138 erteilt wurde. Der 2009 gegründete Internetdienstleister Cloudfare verlässt sich bei der Verschlüsselung auf eine ganze Lavalampenwand, die permanent gefilmt wird. Wirklich zukunftsweisend die Erfindung der Astro Lamp.